"Bei "Hart aber fair" ist Wolfgang Bosbach das, was Guido Westerwelle früher bei "Christiansen" war: Dauergast. Welches Thema gerade dran ist, ist sekundär; warum Bosbach immer wieder eingeladen wird, hat andere Gründe. Der Politiker kann zuspitzen, bei Bedarf Spickzettel mit diversem Zahlenwerk zücken, er kann Ängste schüren und ist ein Fachmann in Sachen Empörungskultur."
Diesen "Steckbrief" veröffentlichte der Kölner Stadt-Anzeiger vom 04.12.2008. Einen Wolfgang Bosbach dürften solche Kritiken aber kalt lassen; der wähnt sich allem Anschein nach als Herold der sogenannten Leitkultur und Retter des Abendlandes.
Apropos Leit-Kultur... Dieser, vor einigen Jahren von einem Deutsch-Araber ("Europa ohne Idendität") in die "politikwissenschaftliche Debatte eingeführte" Begriff, glänzte vor allem durch inhaltliche Leere. Kein Wunder also wenn zwischenzeitlich sogar der "Verkünder der Leitkultur" das "alte Europa" in Richtung Neue Welt verlassen wollte. Trotz seines jakobinischen Eifers für die sogenannte Leitkultur fühlte sich der Deutsch-Araber durch eben diese Leitkultur irgendwie doch nicht für vollwertig genommen. "Der umtriebene Damaszener" (Hannoversche Allgemeine Zeitung, 2. Juni 2008) blieb dann doch in seiner Wahlheimat. Und während der akademisch gebildete Deutsch-Araber immerhin noch einige Schlagworte, wie Demokratie, Laizismus, Aufklärung, Menschenrechte und Zivilgesellschaft unter die Parole "Leitkultur", setzen konnte, mußten deutsche Politmanager wohl bemerkt haben dass eine deutsche Leitkultur schon lange nicht mehr vorhanden ist. Der Begriff wurde dann auch schnell aus der "öffentlichen Debatte" entfernt und durch den "elastischeren" Begriff "Integration" ersetzt.
Darüber in was sich Migranten, insbesondere solche muslimischer Herkunft, integrieren sollen gaben solch "leuchtende Vorbilder" wie Günther Beckstein immer wieder Anregungen. Inzwischen fand zwar die politische Karriere des Beckstein ein, nicht gerade ehrenhaftes und zur Nachahmung animierendes, Ende doch in der christlich-demokratischen Union mangelt es nie an Integrations-Kreuzzüglern.
Einer davon ist Wolfgang Bosbach. Dieser Volksvertreter hat sich inzwischen sogar zum Sprach-Philosophen in Sachen Integration aufgeschwungen. Wie so ein Bosbach "tickt" wird beispielsweise hier kurz und bündig erläutert:
Karikatur: Wolfgang Bosbach über vollständige Integration und Assimilation
Leit-Kultur = Angst-Kultur
Mit Minarettverboten läßt sich die liberal-demokratische Zivilgesellschaft sicher nicht mehr retten. Da können sich die politischen und propagandistischen Vertreter dieser Zivilisation noch so sehr an ihren pebiszitären Erfolgen aufgeilen; mit solchen karnevalesken lassen sich die grundlegenden Probleme der westlichen Welt bzw. die von westlichen "Werten" dominierten Welt nicht lösen. Ausfälle solcher Art deuten vielmehr einen entgültigen Ausfall an.
Wenn Roger Köppel von rechtspopulistischen und wirtschaftsliberalen "Weltwoche" (Schweiz) meint die Schweiz habe "ein demokratisches Urteil gefällt und es steht niemandem zu, das zu kritisieren", hat er - im Rahmen seines verkorksten Intellektualismus - sicher recht. Die zur Demagogie ausgeartete Demokratie ist eines der Hauptprobleme der modernen Welt. Das dies von ideologischen Fanatikern wie Köppel nicht erkannt wird, muß als "innere Logik" dieser Entwicklung betrachtet werden.
Mit welchen niederen Psychologismen diese Zeitgeister dabei vorgehen bzw. solche im "Volkskörper" zu aktivieren wissen, zeigt insbesondere der jüngste Schweizer Ausfall: "150 Moscheen gibt es in der Schweiz, nur vier Minarette haben sie zusammen. Zwei weitere waren geplant, die nun nicht mehr gebaut werden..."* Das sich "aufgeklärte Eliten" und "mündige Bürger" an solchen "Auswüchsen" ereifern können, sagt eher etwas über die geistige Umnachtung der liberal-demokratischen Zivilgesellschaft aus. Der Schweizer Köppel darf sich zunächst freuen; Strassenumfrage gab Köppel Recht. Wie man in die Gosse ruft, so tönt es heraus.
In diesem Sinne schlagen dann Bosbach & Co auch gerne munter los. Das Schweizer Votum sei Ausdruck "einer auch hierzulande weit verbreiteten Angst vor der Islamisierung der Gesellschaft", so Bosbach. Und sein Parteikollege Weber forderte auch gleich - oh Wunder! - eine "europäische Identitätsdebatte". Das nach einer "europäischen Identität" seit nun mehr einem Jahrzehnt erfolglos fahndet wird, scheint für diese Leutchen keinerlei peinliche Fragen aufzuwerfen.
Das nachdenken nicht gerade eine Stärke des Plebs ist, wird gerade durch solche Scheindebatten deutlich. Als ein Grund für diesen geistigen Stillstand können verdrängte Ängste angeführt werden.
"Es geht ja um Ängste und Ängste sind vor allem da vorhanden wo Unwissenheit ist, wo Unsicherheit ist, wo Untransparenz herrscht..." sagte der Architekt Paul Böhm gegenüber Deutschlandradio und sprach damit als einer der ganz wenigen Europäer etwas aus, woran die meisten nicht denken wollen oder können wenn wieder mal Muslime als Sündenböcke einer ganzen verpfuschten Zivilisation heralten müssen.
Die ethischen, geistigen, kulturellen, politischen, ökonomischen und ökologischen Katastrophen kennzeichnen inzwischen die Identität einer Zivilisation, die einfach nicht mehr in der Lage ist die Dinge richtig einzuordnen.
Algabal
Weitere Quellen:
Ein Minarett gehört zu einer Moschee (Deutschlandfunk-Interview mit dem NRW-Integrationsminister Armin Laschet)
Siehe auch: Der Sozialstaat wird gestürzt
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