Dieser Tage tritt Anders Fogh Rasmussen seinen Dienst als NATO-Generalsekretär an. Und geschäftsmäßig strahlt der Däne auch gleich viel 'Optimismus' aus. Rasmussen ist nun auf der Suche nach "gemäßigten Taliban".
"Gruppen, mit denen man reden kann, um auf eine Art Aussöhnung mit der afghanischen Gemeinschaft hinzuarbeiten. Wir reden hier über andere Gruppen, die am äußeren Rand der Taliban angesiedelt sind." verkündete Rasmussen gegenüber der dänischen Zeitung "Politiken". Auch wolle er "konkrete Initiativen ergreifen, um die Partnerschaft und die Zusammenarbeit mit muslimischen Ländern zu stärken". Dies klingt nach einer "neuen Strategie", ist es aber nicht.
Ähnlich wie der kürzlich "im Schlaf verstorbene" ehemalige US-Verteidigungsminister McNamara während der letzten Phase des Zweiten Vietnamkriegs (1960-75) auf ein 'Unentschieden' setzte um zumindest eine Pattsituation wie in Korea zu ergattern, versucht die westliche Kriegskoalition heute im Irak und in Afghanistan "am Tisch zu gewinnen' was sie bisher mit militärischem Terror nicht erreichen konnte. Freilich spielten damals die Vietnamesen und spielen heute Afghanen und Araber längst um den Sieg.
Beflügelt vom ersten Erfolg einer solchen Verhandlungs-Taktik im Irak, wo die US-Amerikaner mit viel Geld einige sunnitische Stämme für ihre Politik einspannen konnten, versucht die NATO nun in Afghanistan das selbe Spiel.
Das Rasmussen "keinen Neuanfang verkörpert", berichtet auch das Nachrichten-Magazin "Focus" unter Berufung auf auf einen hochrangigen NATO-Mitarbeiter. Rasmussen sei zum NATO-Generalsekretär "durchgeboxt" worden. Die NATO setzt also weiterhin auf eine 'Politik der harten Hand'. Dafür jedenfalls ist der 'Reisser' Rasmussen (siehe Foto oben links) 'genau der richtige Mann'.
Rasmussen dürfte aber zumindesten eine 'gute Nase für gemäßigte Terroristen' zugesprochen werden. Schließlich darf die kurdische PKK von Dänemark aus Propaganda für ihren Kampf gegen den NATO-Partner Türkei betreiben. Die PKK wird seit einigen Jahren von den USA und der EU als terroristische Organisation eingestuft. Auch in Deutschland ist sie verboten. Erst vor einem Jahr sprach das deutsche Innenministerium ein Verbot gegen den Sender "RojTV" aus. Wo aber der deutsche Innenminister Schäuble einen "Fortbestand der verbotenen PKK" attestiert, sieht Rasmussen nur "Pressefreiheit".
Rasmussen: Ein lupenreiner Machiavellist
Gleich nach seiner Wahl zum NATO-Generalsekretär reiste Rassmussen zum "Dialog der Zivilisationen" nach Istanbul. Zuvor hatte die türkische Regierung triumphierend gemeldet, Rasmussen würde eine offizielle Entschuldigung wegen der Bleidigung des Propheten Muhammed (saw) durch die dänische Presse aussprechen. Darauf hätte man sich auf der NATO-Tagung geeignet. Diese Erwartungen enttäuschte Rasmussen. Wohlmöglich ließ Rasmussen nach einem ominösen Sturz - unklar blieb wie es zu dem Unfall kam, erste Berichte sprachen von einem Badewannen- bzw. Treppensturz - sein Kurzzeitgedächtnis im Stich, vielleicht wurde der türkischen NATO-Delegation während des Gipfels in Frankreich und Deutschland auch einiges falsch übersetzt?
Jedenfalls geriet der türkische Ministerpräsident während Rasmussens 'Dialog-Ansprache' sichtlich in Wut, dem türkischen Diplomatenkorps fielen gleich reihenweise die Kinladen herunter und die Pressevertreter aus der Türkei und anderen muslimischen Ländern konnten nur noch erstaunt die Köpfe schütteln.
Rasmussen pochte weiterhin auf die "freie Meinungsäußerung" als "Basis der Demokratie". Das sich Muslime in aller Welt unter "freier Meinungsäußerung" nicht gerade schwere Beleidigungen vorstellen, konnte oder wollte Rasmussen nicht verstehen.
Besonders für die Türken ist die Dialog-Unfähigkeit Rasmussens ein Schlag ins Gesicht. Die Türkei bemüht sich verzweifelt um einen Ausgleich zwischen Okzident und Orient. Wird aber von ihren 'strategischen Partnern' im Westen immer wieder 'über den Tisch gezogen'. Deshalb sprechen auch strikt pro-westliche und säkulare Türken von einer gravierenden Fehlentscheidung der NATO. Das ausgerechnet der Neocon-Kreuzritter Rasmussen als NATO-Heerführer eingesetzt wurde, wird nicht nur am Bosporus als Selbstmord der NATO gedeutet.
Nomen est omen
Für viele Muslime ist Rasmussens 'Sturz in Istanbul' (Foto links, Rasmussen nach seinem Sturz) ein schlechtes Omen; sowohl für die Muslime in den Kriegsgebieten als auch für die NATO.
Hinter der Dialog-Fassade erwarten die Muslime einen Generalangriff der NATO. Lange kann der krisengeschüttelte Westen nähmlich seine neo-kolonialen Kriegszüge nicht mehr 'bezahlen'.
Ist schon Rasmussens Rhetorik alles andere als Vertrauenswürdig, so sieht der Orientale erst recht in der Physiognomie des Dänen keine guten Vorzeichen.
Verblüft verfolgt man deshalb in der muslimischen Welt den Katastrophen-Kurs der NATO. Das der atlantische Titan dermaßen ins Wanken geraten würde, hätten sich auch die hörigsten Renegaten des Westens zwischen Fes und Jakarta nicht träumen lassen.
Algabal
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