Dienstag, 4. November 2008

Obama: Der demokratische Mahdi

Mit gemischten Gefühlen, nahm die türkische Presse in der letzten Woche eine Kolumne des us-amerikanischen "Forbes Magazine" auf.

In der Forbes-Ausgabe vom 26. Oktober 2008 (der Originaltext ist auf der Web-Seite von "Forbes" leider nicht abrufbar) berichtet der Exil-Iraner Amir Taheri unter dem Titel "Obama and Ahmedinejad" über eine angebliche Prophezeiung des Kalifen Ali (ra), die vom schiitischen Theologen Mullah Madschlisi in seinem Werk "Bahr al-Anwar" (Ozeans des Lichts) aus dem 17. Jahrhundert niedergeschrieben wurde.

Die angebliche Prophezeiung spricht von einem "erwarteten Krieger", einem "großgewachsenen, dunkelhäutigen Mann" der "unmittelbar vor dem Jüngsten Tag im Westen an die Macht kommt und das größte Heer seiner Zeit anführen wird". Dieser "Heerführer" würde als Wegbereiter des Mahdi fungieren und "Zeichen" des Dritten Imam (im Sinne der schiitischen Theologie), Imam Hussein bin Ali (ra) tragen.

Angeblich soll diese Prophezeiung auf einer iranischen Web-Seite explizit auf Barack (Hussein) Obama bezogen worden sein. So berichtet es jedenfalls der Exil-Iraner Amir Taheri unter Berufung auf "theologische Kreise im Iran".

Bisher war Amir Taheri nur durch eine Desinformationskampange im Sommer 2006 aufgefallen. Damals berichtete Taheri von einem Gesetzesvorhaben der iranischen Regierung, demzufolge iranischen Juden das tragen eines gelbfarbigen Erkennungszeichens in der Öffentlichkeit vorgeschrieben würde. Nach einer kurzzeitigen aber großen anti-iranischen Propagandawelle im Westen stellte sich die "Meldung" jedoch als "fake" heraus.

Inzwischen dementierten auch schiitische Theologen die Spekulationen um einen Obama als "Vorboten des Mahdi".

Politische und theologische Verquickungen

Der Exil-Iraner Taheri wird interessanterweise zu den us-amerikanischen Neocons gerechnet. War die neuste "Taheri-Meldung" wohlmöglich nur einer der vielen gemeinen Angriffe Seitens der republikanischen Wahlkampf-Propaganda gegen Barack Obama?

Sein republikanischer Gegenkandidat McCain, hatte jedenfalls immer wieder gegen Obamas wiederholt ausgesprochene Bereitschaft auch mit Syrien und dem Iran direkte Verhandlungen zu führen gewettert.

Zudem will Obama als Präsident einen vollständigen Rückzug aus dem dem Irak anordnen. Innerhalb von 16 Monaten soll die prekäre Sicherheitslage an die irakische Kolonialregierung übergeben werden. Der Iran könnte bei dieser Planung eine entscheidende Rolle spielen. Denn ohne Teheran ist eine Niederschlagung des sunnitischen Widerstands im Irak kaum denkbar. Gleichzeitig will Obama aber in Afghanistan den Endsieg der demokratischen Waffen über die unbeugsamen Taliban herbeiführen. Und auch hierfür braucht ein Präsident Obama die Unterstützung von Staaten wie dem Iran und Russland. Mit der Bush-Krieger Strategie ist jedenfalls für die "einzige Supermacht" nichts mehr zu retten.

Diese angekündigte "Neuorientierung" der US-Aussenpolitik weckte aber auch im Iran viele Sympathien für Obama. Einige theologische Fraktionen innerhalb des Iran könnten also tatsächlich auch in übertriebene Schwärmereien bzw. Spekulationen verfallen sein. So will beispielsweise die Hojjatieh-Gesellschaft mit allen Mitteln die Ankunft des (schiitischen) Mahdi "erzwingen". Darin offenbart sich im übrigen auch eine interessante Parallele zur evangelikalen Armageddon-Lobby in den USA.

Doch auch in Westeuropa stehen die Zeichen schon längst auf "Endzeitstimmung". So titelte das deutsche Nachrichten-Magazin "Stern" nicht zufällig: "Barack Obama - Erlöser oder Verführer?". "Der Spiegel" legte sogar noch eins drauf und orakelte vom "Messias-Faktor"!

Den Europäern ist die "Mutter aller Demokratien" spätestens nach dem globalen Finanz-Crash äußerst unheimlich geworden.

Sicher werden dieser Tage und Nächte viele Europäer für den Wahlsieg des Barack (Hussein) Obama beten. Ob's nach zwei obskuren Wahlsiegen des George W. Bush endlich klappt weiss nur Allah (t).

Bericht: Algabal

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